Kinder ab 11 Jahren
Medienerziehung

Kinder ab 11 Jahren

Grundlagen

Die kognitiven Fähigkeiten sind in diesem Alter weit entwickelt, die Kinder beginnen abstrakt und hypothetisch zu denken. Es gelingt ihnen zunehmend, den eigenen Standpunkt zu hinterfragen. Die Mädchen und Jungen werden in ihrem Denken flexibler, das zeigt sich beispielsweise auch in Bezug auf Geschlechterrollen. Die Fähigkeit, Klischees und Vorurteile zu hinterfragen nimmt deutlich zu. Auch im Hinblick auf die Bewertung von Werten und Normen findet eine Weiterentwicklung statt: Viele Kinder erkennen nun soziale Regeln als Vereinbarungen. Sie akzeptieren Regeln nicht mehr unhinterfragt, sondern setzen sich damit auseinander und wollen sie zunehmend selbst ausgestalten. Engagement gegen soziale Ungleichheit und Ausgrenzung, aber auch für Nachhaltigkeit und Umweltschutz wird wichtiger.

Medienverständnis

Die Mädchen und Jungen können die Perspektive von Figuren problemlos übernehmen und Zeitsprünge sowie parallele Handlungsstränge nachvollziehen. Filmische Mittel werden erkannt und in ihrer Wirkung verstanden, wie z. B. der Einsatz von Musik oder unterschiedliche (Kamera-)Perspektiven.

Kinder dieses Alters gleichen eigene Erfahrungen und ihr Weltwissen mit Filmhandlungen und Informationsbeiträgen ab und bewerten sie kritisch. Unrealistische Darstellungen können (meist) durchschaut werden. Gleichzeitig sind Kitsch und eher flache Geschichten zur Unterhaltung bei manchen äußerst beliebt. Viele Mädchen und Jungen verfügen über genug Hintergrundwissen, um Parodien und humorvolle Anspielungen auf Politik und bekannte Persönlichkeiten nachzuvollziehen.

Interessante Figuren und Inhalte

Selbstständigkeit und die Entwicklung der eigenen Identität sind in diesem Alter besonders wichtig. Das spiegelt sich auch in den Film- und Serienvorlieben wider: Es geht oft um auf sich gestellte Heldinnen und Helden, die Bewährungsproben bestehen müssen. Auch das Rebellieren gegen Strukturen und Regeln spielt eine wichtige Rolle. Die Kinder schauen genau hin, wie sich andere in einer Gruppe verhalten und welches Image sie von sich aufbauen. Einige Mädchen und Jungen interessieren sich schon für erste romantische Erfahrungen, Gefühle und Beziehungen. Die Lust auf Action und Nervenkitzel ist bei manchen besonders ausgeprägt.

Kinder in diesem Alter suchen nach Orientierung. Manches, was sie in Medien finden, ist fragwürdig: Etwa Klischees und Rollenbilder in Reality-Formaten, Castingshows oder Soaps. Aber auch Influencer*innen auf YouTube, Instagram und TikTok können die Ansichten der jungen Fans prägen. Der Austausch mit anderen spielt dabei eine besonders wichtige Rolle: Lieblingsserien, Clips und Memes werden gelikt, kommentiert und geteilt. Das Smartphone ist wichtigster Kommunikations- und Informationskanal.

Nicht zuletzt ist der Humor für diese Altersgruppe zentral. Schräg, provokant und unbequem: Oft wird Humor zur Abgrenzung von den Erwachsenen genutzt. Dabei sind vor allem Comedy-Formate, die abwertenden Humor und Späße auf Kosten anderer zeigen, kritisch zu hinterfragen.

Wie sollten Inhalte für Kinder dieses Alters gemacht sein?

Von interessanten Identifikationsfiguren und vielschichtigen Geschichten können die Mädchen und Jungen besonders profitieren. Werden Klischees und Vorurteile aufgebrochen und ungewöhnliche Perspektiven gezeigt, liefern Filme und Serien positive Impulse. Auch ernste Themen und eine anspruchsvolle Aufbereitung sollten kein Problem mehr sein. Wichtig ist, dass die Geschichten auch ermutigende Botschaften enthalten.

Werden Realität und Fiktion bewusst vermischt, ist das auch für Kinder in diesem Alter schwer zu durchschauen. Das ist vor allem bei Scripted-Reality und manchen YouTube-Formaten der Fall.

Die Fähigkeit, Gewaltdarstellungen einzuordnen und zu verarbeiten ist weit fortgeschritten. Wenn drastische Gewalt in Verbindung mit mysteriösen Vorkommnissen gezeigt wird oder wenn die Geschichte sehr realitätsnah ist, kann auch diese Altersgruppe mit Überforderung und Angst reagieren. Besonders belastend wird es, wenn es um Kindesmissbrauch und Gewalt in der Familie geht. Verstörende und desorientierende Inhalte und Darstellungsformen sollten auf jeden Fall auch für angehende Teenager tabu sein.

Checkliste

  • Das Wochenkontingent sollte etwa 14 Stunden Bildschirmzeit nicht überschreiten
  • Binge-Watching info_outlined und YouTube ohne Ende vermeiden
  • Komplexe Erzählstrukturen und vielschichtige Figuren möglich
  • Gute Vorbilder und positive Botschaften wichtig
  • Anregungen für die Auseinandersetzung mit der eigenen Identität
  • Im Gespräch bleiben und mitbekommen, welche Inhalte die angehenden Teenager ansehen

Aufgepasst bei:

  • Abwertendem Humor
  • Inszenierter Realität (vor allem auf YouTube und bei Scripted-Reality-Formaten)
  • Fake News
  • Drastischer Gewalt und Gewaltverbrechen

Wichtige Themen

  • Eigene Identität entwickeln und behaupten
  • Auseinandersetzung mit Regeln und Normen
  • Social-Media-Stars und medialer Ruhm
  • Zukunftsperspektive(n)
  • Platz im Leben/in der Gruppe finden, Freundschaftsbeziehungen und erste Liebe
  • Interesse an sozialen, politischen und weltanschaulichen Themen sowie an Zukunftsfragen und Nachhaltigkeit

Was eignet sich ab 11 Jahren?

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BildnachweisMax Fischer/Pexels
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